Getrennte Wege

2. November


Manyulana ritt so schnell, wie Perl und sie konnten zu Eoddrens Haus, welches mittlerweile auch Lanas zu Hause wurde. Angekommen öffnet sie mit einem kurzen Zögern die Türe, sie weiß, dass sie alleine ist, dennoch zögert sie kurz, ehe sie hinein geht. Eoddren hatte scheinbar in einer Nacht und Nebel Aktion, während Lana nicht da war, einfach das Nachbargrundstück, samt Haus gemietet und daraus seine eigene kleine Trophäen- und Waffenkammer gemacht. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass man ziemlich schnell ein Bett darin aufstellen könnte und Gästen ein Platz zum Schlafen bereitet wird.

Entsprechend sieht sein Haus nun etwas fremd für Lana aus, die Trophäen, die Rüstungen, die Waffen, all das konnte sie nicht mehr sehen, stattdessen prangen nun Wandteppiche, Schränke und weitere Dekoration aus Rohan, auf sie herab. Es war nicht unhübsch, es war lediglich neu und anders. Vieles war, seit Eoddrens Rückkehr, anders.
Mit einem tiefen Einatmen setzte sich Lana noch einen Tee auf, aus Blättern ihrer Heimat und heißem Wasser, welches, seit sie ebenfalls hier wohnt, stets in einer Kanne am Feuer stand. Immer wieder kam es vor, dass sie etwas falsch verstand, schlenderte von einem Fettnäpfchen zum Nächsten und stieg das eine oder andere mal auch anderen Personen damit auf die Füße. So auch heute Abend im Tänzelnden Pony. Was auch immer es war, sie hatte Eod scheinbar damit verärgert und bevor sie ihn noch mehr Grund gab, hatte sie angeboten wieder auszuziehen, doch ohne Antwort.
Manyulana stand vor der Feuerstelle, goss sich das Wasser in den Becher, umschloss ihn mit beiden Händen und ging langsam ins Schlafzimmer. Mittlerweile war es auch ihr zu Hause geworden und als sie sich umsah stellte sie für sich selbst fest, dass sie gar nicht weg gehen wollte, weg vom Haus, weg von ihm.
Sie setzte sich auf das untere Ende seines Betts, stellte den Teebecher auf den Boden und warf einen Blick auf das angelehnte Fenster. Langsam wurden ihre Augen feucht und sie legte ihren Kopf in die Hände, tief ein und ausatmend. Mittlerweile konnte sie das Fenster angelehnt lassen und nicht mehr weit geöffnet, mittlerweile hatte sie sich an ein Haus ein wenig gewohnt. Eod ließ stets alle Türen offen stehen, sowie schloss auch seine Eingangstüre nicht ab, selbst die offenen Fenster schienen ihn nicht weiter zu stören. Doch trotz allem, konnte sie jemals eine normale Frau sein, körperliche Nähe zulassen, in geschlossenen Räumen ohne Panikattacken verbleiben, könnte sie ihm je ein normales Leben bieten können? Er sagte zu ihr, sie mache Fortschritte, doch so recht kann und will sie ihm nicht glauben. Doch sagt er es sicher nicht auch ohne Grund, immerhin ist er….. Er ist nur ein Freund. Ein Freund, der sie aufnahm, ihr ein zu Hause anbot, ihr ein geborgenes Gefühl gibt.

Sie nahm ihren Becher wieder zur Hand und trank ihn leer, ungeachtet dessen, ob dieser noch heiß sein könnte, stand langsam auf und entledigte sich ihrer Kleider. Nur noch mit ihrem Nachthemd bekleidet, welches hinab bis zu ihren Knöcheln reichte, öffnete sie ihren Zopf, Stück für Stück. Die langen schwarzen Haare umrahmten ihr Gesicht, als sie sich erneut seufzend auf das Bett setzte. Müdigkeit überkam sie, die Wärme des Feuers, welches sie zuvor noch schürte und sein Geruch, welcher überall im Raum und vor allem in seinem Bett herrschte. So legte sie sich zusammen gerollt hin, zog seine Decke über sich und schlief am Fußende des Bettes ein.

Eoddren verbrachte noch etwas Zeit mit seinem Freund Trobador im Pony, die Unterhaltung zuvor mit ihm und Lana schlug ihm etwas auf das Gemüt. Er war sich nicht sicher, doch schwang ein Unterton in Trobs Worten mit, welcher ihm ganz und gar nicht gefiel. Mag sein, dass er einen Draht zum weiblichen Geschlecht hatte, doch darum gebeten hatte er nie, auch wenn er daraus in den letzten Jahren seine Vorteile zog. War Trobador eifersüchtig oder missbilligte er es sogar oder aber war es tatsächlich nur eine Feststellung und eine Minderung seiner Sorgen um vereinzelte Schülerinnen?
Er schwang sich in den Sattel und trabte nun doch auch endlich nach Hause, die Frische und Kühle einer Herbstnacht liebend, warf er immer wieder einen Blick zum Sternenhimmel. Es dauerte auch nicht lange, als er wieder an seinem Haus angekommen ist, Farados absattelte, alles verstaute und ins Haus ging. Um diese Zeit rechnete er eigentlich stets damit, dass Lana bereits schlief und entsprechend versuchte er sich wieder einmal leise im Haus zu bewegen. Recht zielstrebig ging er zu seinem Schlafzimmer, um direkt im Türrahmen verwundert stehen zu bleiben. Sein Blick war direkt auf das leere Fell vor ihm gerichtet, in welchem sich sonst immer Lana zur Ruhe begab, Gedanken und Gesprächsfetzen zogen vor seinem inneren Auge vorbei.

«….. aber genauso gut kann ich in meinem Zelt auch wieder wohnen. Damit Eod auch sein Leben wieder aufnehmen kann, ohne weitere Rücksicht nehmen zu müssen.»

Das waren ihre Worte, war sie nun tatsächlich gegangen? Oder ist ihr etwas passiert? Es waren Gedankengänge, welche ihm im Bruchteil eines Augenblicks durch den Kopf schossen, fast schon beklemmten und Sorge hochstiegen ließen. Doch erst der weiterwandernde Blick nach rechts zu seinem Bett brachte die erhoffte Erlösung und all die Sorgen waren wie weggeblasen. Sie war noch hier und ihr ist nichts passiert. Er hatte sich mittlerweile an sie gewöhnt, an der Teilnahme seines Lebens, bis zu einem gewissen Grad. Doch wie sollte dies wirklich zwischen den Beiden sich weiter fortführen? Er mochte sie, er hegte tiefe Sympathie für sie und ja er zählte sie wirklich zu seinen Freunden, für welche er durch dick und dünn gehen würde und auch war es der Reiz der ihn ein wenig trieb. Sie war eine wunderschöne Frau, fremdartig und begehrenswert, ohne jeden Zweifel, er stritt es auch nie ab, dass er sich körperlich von ihr angezogen fühlte, jedoch waren es wohl keine tiefer gehenden Gefühle, welche ihn handeln ließen und doch war er irgendwie froh darüber, dass sie noch hier war.

Sie lag in seinem Bett, bekleidet mit einem dünnen Nachthemd, unter seiner Decke vergraben, schlummerte sie. Ihre schlafenden Züge zeigten zwar eine gewisse Anspannung, welche sich wohl auf die Umgewöhnung eines Bettes zurück führen lassen, doch wirkte sie auch zufrieden und wohlfühlend zwischen seinen Sachen. Denn nicht nur die Decke lag auf dem Bett, auch erst am Vortag getragene, sowie anprobierte und nicht zufrieden stellende Kleidung lag teilweise auf diesem verstreut. So richtig sicher was er davon halten soll, war er sich nicht, in keiner Art und Weise hätte er auch nur je damit gerechnet. Doch nun lag sie da, in seinem Bett, seine Decke gekuschelt und schlief. Eigentlich wollte er sich bereits wieder umdrehen, sie schlafen lassen und sich, wie auch schon in den ersten Nächten, wieder auf seinen großen Sessel im Arbeitszimmer bequemen und ein wenig dösen. Aber Müdigkeit, Frust, die letzten Tage, all dies zog ihn in Gedanken immer wieder zu seinem Bett, unabhängig des Gastes. Und so schlüpfte er aus seinen Stiefeln, schob die Wäsche vom Bett und bequemte sich selbst in jenes. Halb sitzen, an das Kopfende gelehnt, die Füße ausgestreckt, neben Lana, saß er noch eine Weile, ehe er den Kopf nach hinten anlehnte und selbst einschlief, wenn auch nicht sehr tief.