Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Fast lautlos schlichen Eod und Fae aus dem Zimmer wieder hinaus, den Gang entlang und konnten sich auch unbemerkt wieder in Richtung Eods offener Zelle bewegen. Entweder war es den Wachen, bis auf Berod, welcher ihnen sogar geholfen hat sich für das Schäferstündchen zu verkriechen, tatsächlich nicht aufgefallen oder aber, und diese Vermutung ist wahrscheinlicher, ihnen wollte es einfach nicht auffallen. Nicht, weil sie eigentlich auf Eoddrens Seite waren, sondern wohl eher auf Grund der Tatsache, dass sie selbst alle nur Männer sind und wenn man mit jemanden wie Faegryn verheiratet war, es wohl nur allzu gut verstehen und nachvollziehen konnten. In der Zelle wieder angekommen, sah er wieder die Uniform und konnte sich ein langgezogenes Seufzen wohl nicht verkneifen. Nun also war sie da, die Stunde der Wahrheit und er musste sich tatsächlich fertig machen. Ob er wollte oder nicht, denn es blieb nicht mehr viel Zeit. Also ging er zu seinem Feldbett, setzte sich an den Rand und griff zur Uniform, jene die er so viele Jahre voller Stolz getragen hatte, und heute mit so vielen gemischten Gefühlen behaftet. Fae setzte sich neben ihn, schweigend und legte ihm lediglich eine Hand auf seinen Unterarm, als Zeichen, dass er nicht alleine war und es half. Mit einem kurzen dankbarem Nicken, hob er leicht den Mundwinkel und legte die Uniform auch schon wieder zur Seite.…

Männergespür

Am Markt verging der halbe Tag fast schon wie im Flug und Endodren, als auch Faegryn schafften es zwar sich so gut es ging abzulenken, doch nicht vollständig. Immer wieder gleitete der Blick von einen der Beiden in Richtung Kaserne und die Gedanken zu Eoddren, welcher dort seit Tagen nun schon sein Dasein fristet und in Gewahrsam genommen wurde. Sie vermieden es Beide das Thema direkt anzusprechen und auch, wenn der Blick einer der Beiden in Richtung Kaserne ging, wurde er auch wieder sehr schnell abgewendet, als wolle man sich nicht dabei ertappen lassen. Erst als die Sonne bereits den frühen Abend eingeläutet hatte, waren die Zwei wieder zurück und Endodren, Eods Vater, fasste sich ein Herz um seinem Sohn endlich einen Besuch abzustatten, alleine. Auch wenn es ihm nicht leicht fiel, Faegryn zu bitten, zu bleiben, so wollte er doch das erste Treffen mit seinem Sohn in dieser Situation unter vier Augen erledigen. Es war weniger auf Grund der Tatsache, dass er zu seinem Sohn bis vor wenigen Wochen, über zwanzig Jahre keinen Kontakt hatte, sondern, dass er ihn in solch einer Situation sehen musste und nicht wirklich mehr helfen konnte, als er nicht ohnehin schon getan hatte. In den letzten Jahren hatte er es sich als persönliches Ziel gesetzt, so lange die Heermeister, Kommandanten, Marschälle und auch den Than aus Aldburg davon zu…

Auf den Fersen

Seit Faegryn ihm Hals über Kopf die Nachricht überbrachte, dass angeblich ein Suchtrupp aus Rohan los geschickt wurde, drehten sich die Gedanken des Eorlingas hauptsächlich um die Vergangenheit. Was vor mittlerweile mehr als zwanzig Jahren passiert ist, wie es dazu kam und welche Rolle er im Laufe der Geschichte eingenommen hatte. Der Waldläufer Rendomir hatte mal wieder nur eine beiläufige Information fallen gelassen und dachte noch nicht einmal daran, Faegryn mehr zu sagen, als jenes, welches er von sich gab. «Er wurde vor ein Militärgericht zitiert, natürlich suchen sie nach ihm, jetzt wo sie nach seiner Antwort wissen, dass er noch lebt. Auch er muss seinen größten Gegner in die Augen sehen.» Bereits im Sommer erhielt er einen Brief aus Rohan von einem alten “Freund” und seinem Ausbildner, dass er doch noch mal seine Version der Geschichte kund tun soll, da sich das Blatt gewendet hat und es so aussieht, als ob Eoddrens damalige Verlobte den Bogen überspannt hätte. Es dauerte eine geraume Weile, bis er es übers Herz brachte all dies nochmals zu durchleben, nieder zuschreiben, aber er tat es und er schickte auch den Brief ab, ohne Informationen darüber, wo genau er sich befindet. Lediglich bekannt ist, dass er lebt und sich im Westen – weitab der Heimat – befindet. Pünktlich zu Beginn der Wintermonate erreichte ihm auch schon die Zitierung vor das Militärgericht.…

Spurensuche

Die Kunde, welche Faegryn von dem mysteriösen Dunedain, namens Rendomir, erhalten hat, wurde sogleich auch an den langjährigen Freund und Faes Familienmitglied Reonweard weiter getragen. Es ist kein Wunder, dass die Sorge den Beiden tief ins Gesicht gezeichnet war und Reon es nur mit Mühe und Not schaffte, Faegryn davon abzuhalten noch am selben Tag nach Eoddren zu suchen und ihn zurück zu holen. Denn dieser, laut den Informationen des Waldläufers, wurde einige Tage zuvor als offiziell “verschollen im Auftrag” betitelt, da selbst die Dunedain bereits eine Woche, zu diesem Zeitpunkt, nichts mehr von ihm gesehen oder gehört hatten, wodurch er nun schon seit knapp drei Wochen nicht mehr zu Hause war. Am folgenden Tag bereiteten Reonweard und Faegryn noch alles vor, denn eines stand fest, sie würden ihn suchen gehen, egal wie lange es dauert und egal wie weit es sie von zu Hause wegbringen würde. Vorallem Faegryn wollte und konnte nicht akzeptieren, dass sie ihren Eoddren nie wieder sehen sollte und er als verschollen oder gar tot gelten soll, solange sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Doch niemand wusste so genau was sie erwartete und man kannte den blonden Rohirr, wenn er so lange fort war, ohne sich zu melden, dann steckte er in Schwierigkeiten und es wäre ratsam jemanden aus der Heilerzunft mit sich zu führen. Doch Tira begleitete Sam hinauf…

Frontenwechsel

Er saß gekrümmt auf dem Feldbett, die Handflächen nach oben gerichtet und immer wieder die frischen Brandwunden an ihnen und den Unterarmen betrachtend und die Hände langsam dabei immer wieder schließend und wieder öffnend. Den imposanten Kragen hatte er bereits zuvor abgelegt und auch die schwere schwarze Stoffrobe mit Leder- und Fellbesatz hat er sich herab gestreift. Strähnen der dunkelbraunen, fast schwarzen Haare hingen ihm vor dem Gesicht, über die Schultern und den Rücken. Seine eisblauen, grauen Augen starrten zwischen den Händen in die Leere. Immer langsamer wurde die Atmung, desto länger er so da saß und die Gedanken im Zickzack im Kopf umher sprangen. “Warum hast du das getan? Du hättest nur die Briefe stehlen müssen. Nur ein paar Gespräche belauschen. Was hast du getan?” “Ich weiß es nicht. Es war … er sah mich an … er wusste es … er wusste das ich nicht der bin, der ich vorgab zu sein … Ich musste etwas tun … Irgendwas … Ich brauchte diese Informationen … Anders hätte ich doch nicht … Ich~ “ “Du musstest es tun … Oder wolltest du es tun? Sie sind dir ähnlich … Sie sind stolz. Ihr Volk, ihre Familie ist ihnen am Wichtigsten. Sie gehen über Leichen dafür.” “Es~ … Ich~ … Sie sind nicht … Ich bin NICHT~… “ Dann sackte sein Kopf einfach nach vorne,…